Funktionale Integration
(FI)

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Der Klient befindet sich auf einer speziellen Feldenkraisliege in
einer bestimmten Körperlage und wird von dem Feldenkraislehrer gezielt bewegt. Seine
Achtsamkeit und Aufmerksamkeit liegt bei dem Aufspüren der Bewegungsressourcen und der
Bewegungszusammenhänge, die dem Klienten aufgrund seines Tonusbildes zur Verfügung
stehen.
Durch das "Bewegt-Werden"
wird der Klient über ein angenehmes Körpererleben sensibilisiert,
seine
Bewegungsmöglichkeiten bewusst zu spüren. |
Neurophysiologisch gesehen bewirkt das manuelle Eingreifen eine
Stimulation des zentralen Nervensystems. Es werden neue zentralnervöse Bahnungen angelegt
bzw. gehemmt. Dies bewirkt eine Herabsetzung des Gesamttonus sowie die Anbahnung neuer
Bewegungsmuster. Die neuen neuromuskulären Muster werden im Laufe der Behandlungszeit
stabilisiert und eine bleibende Veränderung des Tonusbildes erreicht.
Man kann daher die Funktionale Integration als eine Form der
neuromuskulären Umerziehung bezeichnen. Es werden neue Möglichkeiten für die
Organisation und den Gebrauch des Körpers entdeckt. Störende Bewegungsmuster und
Haltungen können aufgelöst werden und gleichzeitig ergibt sich dadurch die Möglichkeit
eines Neu- bzw. Wiedererlernens wirksamerer Muster.
Auf der phänomenologischen Ebene bedeutet dies, daß muskuläre
Verspannungen und Schmerzen, Fehlhaltungen, unökonomische Haltungen und Bewegungsabläufe
des Klienten abgebaut werden und als Folge die gesamten statokinetischen Abläufe von
größerer Ökonomie geprägt sind.
Der Klient entdeckt neue Möglichkeiten für die Organisation und den
Gebrauch des eigenen Körpers, mit einer Zunahme an Mobilität. Sein Gehen, Stehen, Sitzen
etc. und seine Alltagshandlungen werden als leichter empfunden, einhergehend mit
entsprechender Beschwerdefreiheit.
Awareness Through Movement (ATM)
Die Gruppenbehandlung "Awareness Through Movement"
(ATM) - Bewußtheit durch Bewegung ist neben der
Einzelbehandlung "Funktionale
Integration" die zweite methodische Möglichkeit zu lernen, wie man
über das Körperspüren lernt. Die Klienten werden in der Gruppe über verbal gesetzte
Impulse (Fragen, Aufgaben) zu experimentellen Bewegungen und deren bewusstes Erspüren
angeleitet. Allgemeines Ziel ist es, eine grössere
Beweglichkeit zu erlangen und mehr Bewegungsökonomie zu erreichen.
Im Folgenden gebe ich ein Beispiel solch einer
Lektion. Allgemein dauert die Einheit einer Gruppenbehandlung ca. 60 Minuten. Die aufgeführten Schritte
lassen sich in ca. 20 Minuten durchführen. Sie werden erstaunt sein über die
eintretenden Bewegungsverbesserungen. Das Wahrnehmungsexperiment geht der Frage
nach: Wie organisiert sich der Körper bei Drehungen um die Körperlängsachse. Probieren Sie aus.
Drehungen auf dem Stuhl
Position
Die TeilnehmerInnen sitzen auf einem
Stuhl ohne Armlehnen mit möglichst planer, harter Sitzfläche. Die Frage ist, wie im
Laufe der Lektion Drehungen um die Körperlängsachse grösser werden.
Aufgaben
1.
Position
Rechten Arm beugen und vor dem Körper halten, Hand in Augenhöhe, Ellbogen zeigt nach unten.
Augen schliessen.
Bewegung
Kopf, Arm, Schulter nach links drehen bis es schwer wird. Anhalten und Augen
öffnen. Der Blick fällt auf einen Ort an der Wand, diesen merken und wieder in
die Ausgangsstellung zurückdrehen.
2. Position wie unter Pkt. 1
Bewegung
Kopf, Arm, Schulter nach rechts drehen bis es schwer wird und in die
Ausgangsstellung drückdrehen. Ca. 5x wiederholen.
3.
Position wie unter Pkt. 1
Bewegung
Rechter Arm nach
rechts und Kopf, Augen nach links drehen. In die Ausgangsstellung zurückdrehen. Ca. 5x
wiederholen.
4.
Position wie unter Pkt. 1
Bewegung
Rechter Arm nach
links und Kopf, Augen nach rechts drehen. In die Ausgangsstellung zurückdrehen. Ca. 5x
wiederholen.
5.
Kontrolle: Wie unter
Pkt. 1. Hat sich der Ort des fiktiven Punktes an der Wand verändert?
6.
Position
Oberkörper, Kopf nach
links drehen. Beide Hände fassen links die Kante der Sitzfläche. Bewegung
Rechte Gesäßhälfte zur
Sitzfläche hin und wieder weg bewegen. Ca. 5x wiederholen.
7.
Kontrolle: Wie unter
Pkt. 1. Hat sich der Ort des fiktiven Punktes an der Wand verändert?
8.
Position wie unter Pkt. 6
Bewegung
Schulter nach rechts drehen und in die Ausgangsstellung zurückdrehen. Ca. 5x
wiederholen.
9.
Kontrolle: Wie unter
Pkt. 1. Hat sich der Ort des fiktiven Punktes an der Wand verändert?
10.
Position wie unter Pkt. 6
Bewegung
Kopf nach rechts drehen, Augen bleiben links. In die Ausgangsstellung
zurückdrehen. Ca. 5x wiederholen.
11.
Kontrolle: Wie unter
Pkt. 1. Hat sich der Ort des fiktiven Punktes an der Wand verändert?
Die Verbesserung der Drehung nach rechts erfolgt über die gedankliche
Vorstellung:
1.
Position
Linken Arm beugen und vor dem Körper halten, Hand in Augenhöhe, Ellbogen zeigt nach unten.
Augen schliessen.
Bewegung
Kopf, Arm, Schulter nach rechts drehen bis es schwer wird. Anhalten und Augen
öffnen. Der Blick fällt auf einen Ort an der Wand, diesen merken und wieder in
die Ausgangsstellung zurückdrehen.
2.
Die einzelnen
Schritte gedanklich durchgehen.
3.
Kontrolle: Wie unter Pkt.
1. Hat sich der Ort des fiktiven Punktes an der Wand einzig über
die Vorstellung verändert?
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